Das Einbahnstraßendenken überwinden

Eine kleine, aber wahre Geschichte:
Sie ist mir bei meinem Songprojekt »Wir alle, sind Menschen«, dass ich derzeit in Kempten durchführe, passiert.
Ich war gerade dabei, mit den Teilnehmer/innen einen Songtext zu erarbeiten, als eine Frau zur Tür hereinkam und etwas aufgeregt vermeldete: »Bin ich hier richtig? Man hat mir im Büro gesagt, ich solle hierher kommen.« Ich sehe ständig junge Flüchtlinge, die hier vor dem Haus mit ihren Fahrrädern gegen die Einbahnstraße fahren.« Eine Teilnehmerin antwortete spontan: »Ich verstehe nicht, wieso man sie hierher verwiesen hat?« Zu diesem Zeitpunkt waren wir songtextlich bei dem Gedanken, was jedem Einzelnen zu dem Satz »Schön, dass du da bist« einfällt. Ich sagte noch so etwas zu der Frau wie: »Erst einmal schön, dass sie da sind.« Ein Teilnehmer meinte noch: »Sie gehen am besten aufs Amt dort drüben, das ist eine städtische Angelegenheit.« Die Frau wollte schon wieder gehen, da fiel uns ein, sie zu fragen: »Wollen sie nicht einfach da bleiben bei uns mitmachen.« Zu unserer Verwunderung antwortete sie: » Warum eigentlich nicht? Zeit habe ich.« Sie stieg spontan mit in die Runde ein und erklärte uns, dass es ihr nicht speziell um Flüchtlinge ging. Sie mache sich einfach Sorgen, weil diese Menschen vielleicht gar nicht wüssten, was eine Einbahnstraße ist und man es ihnen doch erklären müsse, bevor ein Unfall passiert. Ich antwortete ihr dass, wenn sie vorhin gleich wieder gegangen wäre, mein Vorurteil ihr gegenüber geblieben wäre:  »Schon wieder eine, die negativ gegen Flüchtlinge redet.«
Schließlich kamen wir ins Gespräch miteinander und erkannten uns in unseren allzu menschlichen Vorurteilen wieder, machten uns Gedanken darüber, wie wir sie überwinden können. Im Raum, indem wir saßen, hingen einige Bilder an der Wand. Während wir sprachen, fiel eines davon auf den Boden. Eine Teilnehmerin nahm sofort den Ball auf und kreierte den Satz für unseren Text: »Falsche Bilder fallen.« Natürlich bauten wir auch die Einbahnstraße in unseren Text mit ein und aus dieser, wirklich nicht alltäglichen Situation entstand unser Text.
Es war eine, wie ich finde wunderbare Erfahrung, die wir an diesem Tag machen durften, in Zeiten von schnellen, reißerischen Headlinern und Quotenmachern, die unser menschliches Denken ständig zu Vorurteilen zwingen.

Songtext »Das Einbahnstraßendenken überwinden«

Ich fühl mich wohl, wenn du zu mir sagst:
Schön, dass du da bist, schön, dass du da bist.

Ich fühl mich angenommen, weil Mauern fallen,
Ängste verschwinden, Ängste verschwinden.

Wir lernen uns kennen, falsche Bilder fallen,
Vorurteile platzen und lösen sich auf.
Fehler sind menschlich, lasst uns daraus lernen,
Das Einbahnstraßendenken will überwunden sein,
will überwunden sein.

JoJasper · Rollnerstraße 49 · 90408 Nürnberg · Telefon +49 (0)911 / 810 54 45 · jojasper[at]jojasper.de